Ausstellung erinnert an die Diakonissen
Landesmuseum widmet gestandenen Frauen in Tracht einen würdigen Platz
Detmold. Pünktlich zum 125-jährigen Bestehen des Detmolder Diakonissenhauses erinnert eine kleine Ausstellung im Lippischen Landesmuseum an das Leben und Wirken der einst über 400 Diakonissen. Daraus hervorgegangen ist die heutige Stiftung „diakonis – Stiftung Diakonissenhaus“. Trotz veränderten Rahmenbedingungen ist der damalige Grundgedanke in seinen Grundzügen erhalten geblieben.
Diakonisse Brigitte Lange (86) ist 1960 als eine der letzten Diakonissen dieser Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft beigetreten und heute die letzte aktive Diakonisse. Zwei Mitschwestern leben im Seniorenheim. „Mir ist es ein Anliegen, dass das Wirken der Diakonissen nicht in Vergessenheit gerät. Die Diakonissen waren starke Persönlichkeiten“, berichtet sie.
1899 wurde das Evangelische (reformierte) Diakonissenhaus Detmold eingeweiht. Damals waren bereits drei Diakonissen anwesend. Das alte „Mutterhaus“, wie das Zuhause der Diakonissen genannt wurde, steht noch heute in der Hofstraße in Detmold. Im Laufe der Jahrzehnte traten insgesamt 433 Frauen der Diakonissenschwesternschaft bei. Seit 1960 gab es keine Eintritte mehr. Die Lebensform für unverheiratete Frauen hatte sich einfach überlebt.
Einst waren die Diakonissen mit ihrer blauen Tracht und den weißen Hauben aus dem Stadtbild von Detmold nicht wegzudenken. Die Arbeitsfelder der Diakonissen waren vielfältig: Krankenpflege verbunden mit Seelsorge, Betreuung und Erziehung im Kinderheim sowie Armenpflege. Vor allem im ländlichen Raum kümmerten sich Diakonissen als Gemeindeschwestern um Hilfsbedürftige.
Auf Anfrage im Lippischen Landesmuseum, griff Dr. Imke Tappe-Pollmann, Referentin für Volks- und Landeskunde im Lippischen Landesmuseum, das Thema gerne auf. Sie misst der Zeit der Diakonissen eine wichtige Bedeutung bei. „Was diese Frauen für Lippe und darüber hinaus geleistet haben, soll mit der Ausstellung gewürdigt werden“, erklärt sie. Zwei Figurinen mit historischen Diakonissen-Trachten, Bilder und Gegenstände lassen die Zeit der Diakonissen wieder wach werden.
Beim heutigen Pressetermin nannte es auch Dr. Michael Zelle, Direktor des Lippischen Landesmuseums, eine "glückliche Fügung", die anschaulichen Objekte aus der Zeit der Diakonissen für das Landesmuseum gewinnen zu können. Dass die Ausstellung zukünftig die Lippische Geschichte dokumentieren wird, machte Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast deutlich. Die Gesellschaft habe sich sehr weiterentwickelt, ergänzte er, doch der Lebensentwurf, den Schwester Brigitte noch heute symbolisiert, zeige, wie ein erfülltes Leben auch in bescheidenem Rahmen sein kann. Axel Schulz, Vorstand von diakonis, berichtete aus seiner fast 44-jährigen Zugehörigkeit zum Unternehmen von den Zeiten, als die Diakonissen noch zahlreich im ehemaligen Kinderkrankenhaus oder in den Gemeinden eingesetzt waren. Er bedankte sich bei den Organisatoren für die Umsetzung der Ausstellung, die damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Diakonisse zu werden war eine Berufung aus Liebe zum Glauben und aus Liebe zu den Menschen. Mit der Aufnahme in das Mutterhaus verzichtete die angehende Diakonisse weitgehend auf eine selbständige Lebensgestaltung und auf leistungsbezogenen Lohn. Alle Schwestern bekamen Taschengeld in gleicher Höhe, egal, ob sie in der Küche oder in der Leitung eines Krankenhauses eingesetzt waren. Die Versorgungsordnung regelt, dass jede Diakonisse bis an ihr Lebensende versorgt ist.
Eine ausführliche Chronik, die zum 100-jährigen Jubiläum des Diakonissenhauses erschienen ist, ist im Museumsshop für fünf Euro erhältlich.
diakonis ist heute der größte Anbieter im Bereich Altenhilfe im Kreis Lippe. Neben der Diakonissenschwesternschaft gab und gibt es heute noch die Diakonische Schwesternschaft.