Briefe sorgen für enge Verbindung
Autorin Karin Niederkrome schreibt seit Beginn der Pandemie und las jetzt bei diakonis
Detmold. „Post für Dich!“ heißt es im Wochenplan im diakonis-Seniorenzentrum Sofienstraße, wenn Britta Märtin vom Begleitenden Dienst wieder einen Brief von Karin Niederkrome erhalten hat. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind über 70 „Briefe an Senioren“ von der 69-jährigen Bielefelderin per Mail an verschiedene Senioreneinrichtungen verschickt worden. Jetzt ließen es die aktuellen Bestimmungen zu, dass die Autorin einmal persönlich ins Haus zu einer Lesung kam.
Mittlerweile gibt es hier eine richtige Fan-Gemeinschaft, die sich auf die unterhaltsamen Kurzgeschichten immer sehr freut. So wurde Karin Niederkrome, die früher Hauptschulleiterin in Lemgo war und viele Jahre in Berlebeck gewohnt hat, schon gespannt in der Wohnküche erwartet. „Corona hat auch mein Leben stark verändert. Ich war sonst ehrenamtlich viel eingespannt und hatte plötzlich viel freie Zeit. So begann ich zu schreiben“, berichtet sie. Antje Waddington, die sie dann kennenlernte, hatte die Idee, die Briefe als regelmäßigen Kontakt zu Bewohnern in Senioreneinrichtungen zu schicken, wo Kontakte durch Corona kaum möglich waren. Die vielen Briefe wurden mittlerweile in zwei Büchern („Briefkontakte“ und „Briefsendungen“) bei einem Verlag in Detmold-Diestelbruch gedruckt, das dritte ist in Arbeit. Die Texte haben immer einen aktuellen Bezug und eine Rückbesinnung über das Leben in vergangenen Zeiten. Es sind persönliche Geschichten, die Karin Niederkrome in ihrer Kindheit erlebt hat. Und wenn sie beispielsweise davon erzählt, wie die Oma früher Pickert gebacken hat oder wie gut nach der Ernte die Kartoffeln schmeckten, die in die Glut des welken Laubes gelegt wurden, dann fühlt man beim Zuhören die Freude von damals noch richtig mit.
„Beim Vorlesen mache ich immer Pausen, der Inhalt weckt so viele Erinnerungen bei den Bewohnern, dass sie sich darüber gerne austauschen“, berichtet Britta Märtin. Denn Themen wie die Waschtage oder das Einmachen bringen die Senioren gedanklich in ihre schöne und besondere Kinderzeit zurück.
Für ihre „Briefkontakte“ erhielt die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Berlebeck, zu deren Kirchenvorstand Karin Niederkrome seit 29 Jahren mit Unterbrechungen gehört, jetzt den ersten Preis der Evangelischen Gemeindestiftung Lippe. „Die Briefe finden viel Zuspruch, weil sie in dieser kontaktlosen Zeit eine Verbindung zur Gemeinde ermöglichen. Die Seniorinnen rufen an oder schreiben ihrerseits Briefe und sind dankbar, dass sie nicht vergessen sind“, lautet es im Gemeindebrief.