Die Reise zur eigenen Mitte
Labyrinthe sind Symbole für das Leben und helfen der eigenen Auseinandersetzung
Detmold (af). Kein Leben läuft geradlinig. Immer gibt es Umwege, manchmal sogar Sackgassen, in denen wir eine Zeit lang verweilen. Bis wir schließlich umdrehen und bereit für etwas Neues sind. In Labyrinthen und Spiralen kann man dies deutlich machen. Antje Schmidt, Mitarbeiterin vom Begleitenden Dienst im Stationären Hospiz, hat eine Fortbildung im Bereich der Seelsorge zu diesem Thema gemacht.
„Labyrinthe werden bereits seit dem Mittelalter als sehr symbolträchtig und lebensbegleitend angesehen“, erklärt Antje Schmidt. Für sie sei die spirituelle Fortbildung in Arnsberg „mehr als ein Gottesdienst“ gewesen. Vor allem der bewusste Gang durch ein angelegtes Garten-Labyrinth war für sie eine besondere und sinnliche Erfahrung: Auf das Gehen zu vertrauen, im eigenen Rhythmus zu sein, Umwege als Zeit des Reifens in Kauf zu nehmen und zum Schluss eben in der Mitte anzukommen. Wichtige Eckpunkte des eigenen Lebens werden einem dabei in Erinnerung gerufen und bewusst gemacht. „Ein Labyrinth ist kein Irrgarten, alle Wendungen gehören zum Leben“, macht Antje Schmidt deutlich.
Für ihre praktische Arbeit im Hospiz bedeutet dies, dass sie zusammen mit den Gästen ganz einfach ein Labyrinth malen oder aus Steinen, Blättern oder Eicheln legen kann. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. „Mit dem Finger kann man leicht den Wegen folgen. Über den Gang durch das Labyrinth kommt man mit den Gästen ins Gespräch über ihr Leben. Dieses Medium ist eine Ermutigung zum Fühlen und zum besinnlichen Zurückblicken“, beschreibt sie. Wo gab es Umwege im Leben, schmerzhafte und scheinbar aussichtslose Situationen − und wie kam man dort wieder heraus? „Diesen Weg nochmal bewusst zu gehen, ihn zu erspüren, sich den Wandel und das Wachstum bewusst zu machen, kann viel Kraft und Vertrauen geben“, weiß Antje Schmidt. Und es geht manchmal sogar noch einen Schritt weiter: Die Begegnung mit dem Labyrinth kann wie eine Reise zu sich selbst sein. Es können sich Erkenntnisse vor einem auftun, die einem rückblickend die Augen öffnen und das Leben verständlich machen. Zusammenhänge werden klar und offensichtlich, das Leben „ordnet“ sich. Schmidt: „Natürlich ist es nicht immer ein intensives Erlebnis. Manchmal ist es nur ein netter Zeitvertreib mit den Gästen. Aber es bietet die Chance für eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst.“ Nicht selten hat sie schon erlebt, wie die Gäste über diese Gespräche mit Mitarbeitenden oder Angehörigen mit sich ins Reine kommen, zu ihrer Mitte und damit auch zu innerem Seelenfrieden finden.