„Irgendwie ist es meins“

Susanne Koch-Hennig verbrachte 20 von 41 Dienstjahren im Stationären Hospiz

Susanne Koch-Hennig (64) geht nach 41 Dienstjahren bei diakonis in den wohlverdienten Ruhestand. Eigentlich sind es schon 44 Jahre, denn die Ausbildung zur Krankenschwester hat sie zwar im Krankenhaus absolviert, ihr Anstellungsträger war aber das Diakonissenhaus. Gut die Hälfte ihrer Dienstzeit verbrachte die zweifache Mutter im Stationären Hospiz. Im Gespräch mit Anke Fromme blickt sie darauf zurück.

? Frau Koch-Hennig, wie kam es, dass Sie im Hospiz gearbeitet haben?
Koch-Hennig: Die erste Leiterin des Hospizes, Brigitte Welton, suchte vor der Eröffnung des Hauses vor 20 Jahren ihr Team zusammen. Ich kannte sie von der Ausbildung und später von der gemeinsamen Arbeit im Klinikum. Als sie mich fragte, ob ich sie im Hospiz unterstützen möchte, musste ich aber erst ein bisschen überlegen. Ich hatte durch Fortbildungen im Bereich der Sterbebegleitung schon erste Kontakte zu dem Thema und auch das Diakonissenhaus war mir in seiner Struktur ja nicht fremd. Deshalb habe ich mich schließlich darauf eingelassen und mich auch schnell dort eingefunden.

? Was hat Sie dazu bewogen, dann dort so viele Jahre zu bleiben?
Koch-Hennig: Es war spannend, den Aufbau des Hospizes mitzuerleben. Viele Dinge entwickelten sich und wurden immer besser. Ich habe ja zuvor zehn Jahre als Gemeindeschwester in Pivitsheide gearbeitet und war es gewohnt, alleine für schwerkranke Menschen verantwortlich zu sein. In unserem Team waren wir vom Alter her alle etwa gleich und konnten uns durch unsere Erfahrungen sehr gut ergänzen. Auch die Zusammenarbeit mit den Palliativ-Ärzten schritt positiv voran und durch eigene Fortbildungen, zum Beispiel die Palliativ Care Zusatzausbildung, erhielten wir ein gutes Rüstzeug. Dadurch entstand im Laufe der Jahre ein sehr entspanntes Miteinander.

 

? Rückblickend betrachtet: Was bedeutete Ihnen Ihre Arbeit persönlich?
Koch-Hennig (überlegt): Mein Vater sagte mal zu mir, ich soll mich lieber mit dem Leben beschäftigen anstatt mit dem Tod. Aber irgendwie ist es meins. Ich hatte nie Berührungsängste damit.

? Welche Philosophie haben Sie im Hospiz gelebt?
Koch-Hennig: Den Tag heute, den begleiten wir. Wir leben heute und nehmen den Tag, so wie er ist. Mein Wunsch war es, dass ich von meinen Kollegen auch in meiner Freizeit angerufen werde, wenn ein Gast verstorben ist. So konnte ich mich innerlich darauf einstellen und kam nicht unvorbereitet in das Haus.

? Was sollte gut überlegt sein, wenn man in der Pflege oder sogar im Hospiz arbeiten möchte?
Koch-Hennig: Natürlich bringt die Arbeit in der Pflege auch Wochenend- und Nachtdienste mit sich. Einige Mitarbeitende oder auch Schüler, die ein Praktikum im Hospiz gemacht haben, waren auch schnell wieder weg, weil es für sie einfach „zu viel sterben“ war. Das kann für manche Menschen eine zu große Belastung sein. Vielleicht muss man das einfach für sich ausprobieren.

? Was macht der Abschied mit Ihnen und was kommt jetzt für Sie?
Koch-Hennig (lacht): Mir macht der Abschied aus dem Berufsleben deutlich, wie alt ich bin, obwohl ich mich noch gar nicht so fühle. Mal sehen, was jetzt kommt. Ehrenamtlich helfe ich bereits beim Trauercafé beim Ambulanten Hospizdienst und werde auch im September die Trauerreise begleiten. Ich könnte mir aber auch vorstellen, für Kinder als Vorlese-Oma oder bei der Hausaufgabenbetreuung tätig zu werden. In jedem Fall habe ich einen reichen Schatz an Erfahrungen, den ich gerne noch weitergeben möchte.

Susanne Koch-Hennig
Abschied nach über 40 Jahren: Susanne Koch-Hennig wird dem Hospiz-Gedanken weiterhin verbunden bleiben. Foto: Antje Schmidt

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